Volkshaus, Zürich
Als die Ankündigung des Line-Ups der "Black Procession - Tour" die Runde machte, staunten man allerorts nicht schlecht: Machine Head hatten sich mit Hatebreed, Bleeding Through und All Shall Perish ein Support-Package zusammengestellt, dass für viele zu schön um wahr zu sein schien. Anderseits auch überraschend war, sprechen doch alle genannten Bands ein etwas anderes Publikum an als Machine Head und sind in etwas anderen Sub-Genres der harten Musik zu Hause. Der Grund dafür ist bei genauerer Hinsicht jedoch schnell klar: Machine Head sind das kommerzielle Aushängeschild von Roadrunner Records. Hatebreed sind in etwa die Nummer zwei bei Roadrunner. Bleeding Through veröffentlichen in wenigen Wochen ihr neues Album über Roadrunner Records. Zusammen mit der Tatsache, dass alle Bands während ihren Auftritten mehrmals Roadrunner dankten, nährte dies vor allem auch die Gerüchteküche: Die Gründe für den ersatzlosen Ausfall von All Shall Perish wurden nie kommuniziert, es blieb bei einem dürren, relativ nichtssagend Statement der Band selber. Die vielen enttäuschten All Shall Perish Fans, die sich teilweise nur wegen ihnen die teuren Tickets gekauft hatten, bemerkten es aber halt doch: Die einzige "nicht Roadrunner"-Band war nicht mehr mit dabei... Wie gesagt: Dies sind nur Gerüchte, jedoch solche, die für Gesprächsstoff sorgten...
Als wir das Volkshaus betraten, waren Bleeding Through aus Orange County, California, gerade auf die Bühne gestiegen. Die Straight Edge - Band hatte einen schweren Stand, machte aber absolut das Beste daraus. Für die Grösse der Halle waren erst wenige Leute anwesend, und die waren offensichtlich auch nicht wegen Bleeding Through da. Trotzdem bedankte sich Sänger Brendan nach jedem Song und gewann mit seiner sympathischen Art nach und Nach die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Sexy Blickfang Marta hinter den Keyboards war daran wie immer auch nicht unschuldig. So animierte der moshige Metalcore mit Keyboard immer mehr Leute zur Bewegung und als Bleeding Through dann zum ersten mal einen der an diesem Abend noch inflationär oft geforderten Circle Pits in Rotation zu setzten vermochten, war die Welt vor und auf der Bühne wieder in Ordnung. Insgesamt aber hätten Bleeding Through ein besseres Feedback verdient gehabt.
Nun war es also bereits Zeit für Hatebreed, die bekannteste und kommerziell erfolgreichste Hardcore Band aller Zeiten. Die Band hatte gerade einen ziemlich einschneidenden Besetzungswechsel zu verkraften: Gitarrist Sean "Stiernacken" Martin, der Inbegriff des Tough-Guys überhaupt - und neben Jamey und Bassist Chris Gründungsmitglied - hatte die Band verlassen und war durch Wayne Lozinak ersetzt worden.
Der war allerdings schon ein Mal Mitglied von Hatebreed: 1994 -1996 legte die Band mit ihm und den Alben "Under The Knife" und "Satisfaction Is The Death Of Desire" den Grundstein für ihren heutigen Erfolg. Und tatsächlich gabs dann auch Material von "Satisfaction..." zu hören. Etwas, was in den letzten Jahren äusserst selten war. Ob es nun dieser Wechsel war, oder die Tatsache, dass Hatebreed sich als Machine Head - Support explizit an ein Metal-Publikum wenden wollten, die Songauswahl war denn auch teilweise überraschend bis untypisch. So gab es ganz altes und ganz neues Material zu hören, aber nur ganz wenig von Perseverance bzw. The Rise Of Brutality. Man beschränkte sich auf sichere Werte. Hits hat die Band ja wahrlich genug und Kracher wie "Live For This", "Destroy Everything", "I Will Be Heard" etc. verfehlten ihre zerstörerische Wirkung denn auch nicht. Andere, wie z.B. das schmerzlich vermisste "Proven" blieben dafür auf der Strecke. Gegen Ende des Sets gabs dann noch das Slayer-Cover "Ghost Of War" sowie die aktuelle Hit-Hymne "In Ashes They Shall Reap" die auch auf dem SAW VI - Soundtrack zu hören ist und dessen Refrain-Zeile "Born To Bleed / Fighting To Succeed" innbrünstig mitgeschrien wurde. Spätestens da hatten Hatebreed die Meute im Sack und brauchten später auch den Vergleich mit Machine Head nicht zu scheuen. Ein Problem soll aber trotzdem angesprochen werden: Die Tatsache, dass Hatebreed immer mehr offensichtlich rechts bis faschistisch orientierte Individuen mit mehr Haar als Hirn anziehen, ist leider wahr und sorgte ebenfalls für Gesprächsstoff. Auch wenn dies weder die Schuld der Band ist, noch irgendwie in ihrem Sinn, machte es auch erst das Stillhalten der anwesenden HC-Gemeinde möglich, dass dieser Human-scum die Show nicht verliess und sich stattdessen demonstrativ vor der Treppe zu den WCs versammelte.
Nach nicht allzu langer Umbaupause gings weiter mit dem Headliner der Black Procession -Tour 2010 und damit dem Grund weswegen all die Metalheads sich im Volkshaus eingefunden hatten. Schon während der Umbaupause erklangen die "MACHINE FUCKING HEAD" -Sprechchöre, und auch dann wieder, als Rob Flynn die Bühne betrat ins Micro schrie "We fucking love you Switzerland".
Noch nicht vergessen war auch der letzte Auftritt der Bay-Area Thrasher in Zürich: Grund dafür war der Tod des Vaters eines der Bandmitglieder, welcher davon erst am Tag des Auftritts in der Schweiz erfahren hatte. Die Band spielte trotzdem und wurde dafür vom Publikum geliebt. Nun also bedankte sich Rob also zuerst mal bei denen, die an diesem Abend damals schon dabei waren. Als der Rest von Machine Head die Bühne betrat, hielten sich in der vordersten Reihen fast nur noch Machine Head Fans mit Ihren alten und verwaschenen Shirts auf. Ja, und natürlich wurden diese auch nicht enttäuscht. Die Band knallte den angepilgerten Machine Head Fans einen Hit nach dem anderen um die Ohren. Von ganz neuen Songs von den Alben "The Blackening" (welches so nebenbei erwähnt vom Metal Hammer UK gerade eben zum "Album des Jahrzehnts" gewählt wurde) und "Through the Ashes of Empires" bis hin zu ganz alten Krachern wie "OLD" oder " Spine". Natürlich fehlten auch die absoluten Hits der Band "Halo" "Aesthetics of Hate" "Davidian" etc. nicht welche vom Publikum zelebriert und dementsprechend mitgesungen wurden. Der Sound war 1A, wenn auch ein klein wenig zu laut. Aber selten hatte man eine so gute Soundqualität an solch einer Show. Grosses Lob also an den Tourmischer! Alles in allen eine sehr gute Machine Head Show welche nur zufriedene Fans hinterliess. Ja und der ein oder andere Machine Head Fan wird sich wohl auch mal noch Hatebreed CDs anhören, da sind wir uns ziemlich sicher.
Fazit: wir kommen wieder wenn sich die Band in der Schweiz die Ehre gibt.
Machine fucking Head!
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daNi & Myrco
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