STRUNG OUT

29.7.2007

Interview mit Gitarrist Jake

Vor kurzer Zeit zeigten sich die Punkrocker von STRUNG OUT nach Längerem endlich wieder zu einer Show in der Schweiz. Eine prima Gelegenheit natürlich, die wir uns nicht entgehen liessen, um mit den Jungs ein kurzes Gespräch zu führen. Gitarrist Jake war so nett und stand nach der schweisstreibenden Show im Werk21 Rede und Antwort.

Christian: Hey Jake! Schön, dass ihr nach so langer Zeit mal wieder in der Schweiz seid. Wie ist es für euch, nach bald 5 Jahren mal wieder eine Headliner-Show in der Schweiz zu spielen?

Jake: Nun, es stimmt, wir waren tatsächlich nicht so viel in Europa in den letzen Jahren. Wir hatten einfach eine ziemlich schwierige Situation mit unserem Tour-Agent, weshalb wir es nicht so oft rüber geschafft haben. Ich habe aber die Shows in der Remise noch in sehr guter Erinnerung. Wir sind schon glücklich, zurückkommen zu dürfen und Leute zu haben, die uns und unsere Songs kennen, das ist ein super Gefühl!

Christian: Verspürt ihr da einen Unterschied im Vergleich zu früher? Die Remise ist ja doch ein wenig grösser als das Werk 21

Jake: Nein, für uns ist es ziemlich das Gleiche, wir fühlen uns sehr wohl und haben den Eindruck dass auch noch in etwa gleich viele Leute da sind wie damals. Schlussendlich kommt es immer aufs Publikum an und ich hatte heute Abend definitiv eine gute Zeit! Es war nur etwas heiss!

Christian: Also ist für euch die Grösse des Clubs nicht wirklich massgebend?

Jake: Nein, nicht im Geringsten, wir hatten sehr viel Spass!

Christian: Ihr seid ja im April ja auch extra für einen Auftritt am Groezrock-Festival nach Europa gekommen. Habt ihr eine spezielle Beziehung zum Festival respektive dessen Veranstaltern?

Jake: Ja, das war sehr cool! Wir waren nun zum zweiten Mal dort, wir kennen den Organisator Hans, ein sehr netter Typ, er scheint uns ebenfalls sehr zu mögen und so nahm er uns wieder aufs Line-Up. Für uns war das natürlich grossartig. Wir würden jederzeit sofort wieder da hin gehen! Klar, wir hätten noch ein, zwei Shows mehr spielen können, wo wir schon in Europa waren, aber wir haben uns dann doch entschieden, mit einer richtigen Tour zuzuwarten, bis unser neues Album definitiv draussen ist.

Christian: Genau! Jetzt ist es ja endlich soweit und die Tour ist ja auch schon bald vorüber. Wie ist es denn so gelaufen?

Jake: Sehr gut, dies war bislang unsere beste Europa-Tour! Die ganze Crew arbeitet sehr professionell und alles spielt sehr gut zusammen. Auch die Shows waren grossartig, wir spielten einige unserer besten Shows auf der aktuellen Tour. Es war auch das erste Mal, dass unsere Shows in Europa ausverkauft waren.

Christian: Wirklich? Das hätte ich jetzt nicht gedacht…

Jake: Doch, Europa war bisher für uns meistens eher schwierig. Verglichen mit z.B. den USA oder Australien war es für uns meist relativ hart in Europa. Deshalb sind wir natürlich umso glücklicher, dass es dieses mal so gut läuft!

Christian: Das freut mich natürlich. Wie erlebt ihr den „Wandel der Zeit“, den Punkrock/Hardcore durchgemacht hat, denn so? Ich meine es gibt Bands wie z.B. Rise Against, die in eine ähnliche Kerbe schlagen wir ihr und momentan hierzulande auch ziemlich „gross“ sind. Ihr seid ja nun auch schon seit 15 Jahren dabei und ich habe den Eindruck, als wäre dieser grosse Rummel stets etwas an euch vorbei gegangen; eure Fanbasis scheint mir nicht riesengross, dafür umso treuer zu sein…

Jake: Genau, das ist auch der Grund warum wir noch immer dabei sind! Wenn wir nur für kurze Zeit sehr populär gewesen wären, hätte das unsere Band vielleicht kaputt gemacht. Ich meine, wenn wir ein oder zwei Jahre sehr „trendy“ gewesen wären, wer hätte sich dann in 5 Jahren noch für uns interessiert? Darum bin ich sehr froh darüer, dass wir immer ein bisschen eine „Underground“-Band waren resp. noch immer sind. Das hilft uns, uns selber treu zu bleiben und bei unseren langjährigen Fans, die uns sehr wichtig sind, populär zu bleiben.

Christian: Sehen alle in der Band das so oder war insgeheim nie der Wunsch da, doch noch etwas mehr zu wachsen?

Jake: Nein, wir finden es definitiv cool, die Möglichkeit zu haben, alles auf eigene Faust zu regeln. Wir müssen uns nicht mit Radioleuten, Managern oder (möchtegern-) Trendsettern rumschlagen, die uns sagen wollen, wie wir zu klingen haben, um das „nächste grosse Ding“ zu werden. Das wäre echt ein Alptraum für uns! Es wäre schlicht unmöglich, sich selber treu zu bleiben wenn man solche Dinge in den Vordergrund stellen würde.
Wenn ich beispielsweise einen Fan mit einem Tattoo von uns sehe oder jemand an einer Show unsere Texte mitsingt macht mich das tausend mal glücklicher als uns als das „nächste Grosse Ding“ im Radio zu hören. Das ist der Erfolg, der für mich zählt.

Christian: Vor 3 oder 4 Jahren war hier in Europa oder zumindest in der Schweiz Punkrock in meinen Augen ja noch viel populärer als es heutzutage der Fall ist. Seht ihr da auch eine Veränderung und zeigt sich das Ganze auch in den USA ähnlich?

Jake: Nun, die Amerikaner sind schon sehr „trendy“ und folgen gerne dem was gerade aktuell ist, ich würde deshalb die USA gar nicht mit Europa vergleichen. Ich habe den Eindruck, dass die Europäer sehr viel „treuer“ sind in den meisten Fällen und sozusagen ein Leben lang von einer Band begeistert sind. Natürlich gibt es das in den USA auch, jedoch nicht so häufig wie in Europa. Es ist oftmals der Fall, dass jemand zu der Show einer Band geht die gerade „in“ ist und im nächsten Jahr nichts mehr davon wissen will, weil es nicht mehr dem aktuellen Trend entspricht. Aber naja, für uns ist das nicht wichtig, wir können und wollen diese Leute ja auch nicht verändern und würden auch unsere Musik niemals irgendeinem Trend anpassen.

Christian: Ich habe schon gelesen, dass ihr vor ein paar Jahren ja mal beinahe zu einem Major Label gewechselt seid. Ist da was Wahres dran?

Jake: Nun, wir haben niemals wirklich in Betracht gezogen, zu einem Major zu wechseln. Wir hatten zwar schon Gespräche mit einigen Leuten, aber naja wenn Du siehst wie es vielen Bands ergeht, die zu einem Major wechseln, dann ist mir mit unserer Situation schon wohler. Ab und zu gibt es zwar schon Bands, denen der Wechsel tatsächlich wohl bekommt, aber in den meisten Fällen geht die Rechnung für die Band nicht auf und bringt sie nicht weiter oder sie verlieren die Kontrolle über ihr Schaffen. Meistens ist der Erfolg dann auch kein lang anhaltender. Wenn Du für ein, zwei Jahre total gehypt wirst fällst Du oftmals auch sehr schnell wieder. Ausser deine Band sind die Beastie Boys, haha. Aber das ist vielleicht das eine Prozent von allen Bands, die das wirklich schaffen.

Christian: Noch eine letzte Frage, zu eurem neuen Album. Ich hatte ja nie den Eindruck dass ihr eine besonders politische Band seid und ihr scheint das ja glaube ich ähnlich zu sehen. Trotzdem ist da immer ein gewisser, politischer Unterton zu vernehmen, den beispielsweise Songs wie „Letter Home“ ausstrahlen. Auch der Titel des Albums, „Blackhawks Over Los Angeles“ geht für mich in diese Richtung. Was bedeutet er für euch und was wollt ihr damit aussagen?

Jake: Nun, wir sehen das einfach als eine fiktive Situation, ein Szenario das passieren könnte. Es lässt einem über diese mögliche, konfuse Situation nachdenken. Wie Du bereits gesagt hast, wir waren und sind keine politische Band, aber wir schreiben über Dinge die uns beschäftigen und daher auch beeinflussen. Die Dinge sind schon sehr verrückt in der Welt heutzutage und wir wollen schon auch, dass die Leute sich Gedanken darüber machen und sich eine eigene Meinung bilden.

Christian: Also heisst das, dass ihr auch wollt, dass die Leute eure Lyrics für sich selbst interpretieren?

Jake: Ja genau, in der Regel schon. Es gibt aber schon auch Texte, die wir versuchen ganz genau auf den Punkt bringen und die sehr direkt sind.

Christian: Vielen Dank für das Interview!

Jake: Danke auch!


By Christian

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