Kafe Kult, München,
oder sich in irgendeiner Bar gehörig vollaufen zu lassen. Da mich keine dieser Möglichkeiten auch nur annähernd begeistern konnte, war ziemlich schnell klar, dass wir in einem grösseren Radius nach etwas suchen mussten, das uns zusagt. Wir wurden auch fündig, und zwar in München, genauer im Kafe Kult, denn da fand dieses Jahr zum ersten mal das New Year's Eve Hardcore Festival statt. Das tönte schon einiges mehr nach unserem Geschmack... Also rein ins Auto, ab nach München.
Nach einigen Stunden flotter Fahrt auf der Autobahn, trafen wir so gegen vier Uhr am Ort des Geschehens ein. Es zeigte sich, dass wir gut daran getan haben, die Karten zu reservieren. Eine Stunde vor Türöffnung war der Laden schon restlos ausverkauft, und die Schlange doch noch ziemlich lang. Was uns zuerst auffiel, war dass es sich beim Kafe Kult um einen Straight-Edge Club handelte, was ja verglichen mit den Schweizer Verhältnissen eher ungewöhnlich ist...
Das bedeutete kein Alkohohl ausser Bier, Rauchverbot in der Halle, dazu nur 100% veganisches Essen und jede Menge Leute mit fetten „X“ auf den Handrücken. Was wir ebenfalls erfuhren, stimmte uns weniger glücklich: Die Ungaren Newborn, die ja im Ego eine absolut geile Show spielten, hatten abgesagt und der Hauptact Catharsis war zu dem Zeitpunkt noch irgendwo in Frankreich, mit defektem Tourvan...
Eigentlich war das ja aber alles ziemlich egal, schliesslich waren noch genügend geile Bands da. Angefangen bei Blindspot A.D. die für Newborn ins Programm rückten. Die Deutschen waren die erste Band, die auf der Bühne stand. Geboten wurde ziemlich metallischer Polit-HC. Allerdings war es wenig erstaunlich, dass Nachmittags um fünf noch keine richtige Stimmung aufkam. Die meisten stöberten zu dem Zeitpunkt noch an den Plattenständen oder hörten ziemlich passiv zu, auch ich. Man muss sich seine Kräfte ja schliesslich einteilen...
Klar, bei so vielen Bands waren die Auftrittszeiten kurz, so dass schon etwa eine halbe Stunde später die nächste Band auf der Bühne stand.
With Love. Meiner Meinung nach ein unsäglicher Name für eine Hardcore Band, aber was solls. Ich hatte noch nie zuvor von denen gehört, und so schien es einigen zu gehen. Auf jeden Fall gute Darbietung, obwohl sich im Publikum natürlich noch immer nichts tat.
Eine erste kleine Veränderung diesbezüglich setzte mit den Belgiern Reply ein. Die Band, die wie wir später erfuhren zu 100% aus Lehrern besteht, (teaching the youth of today) bot ziemlich moshige Musik, kombiniert mit gleichzeitig lustigen und sehr ernsten Ansagen in holprigem Deutsch des Sängers. Die Band hinterliess bei einem meiner Kollegen einen so guten Eindruck, dass er gleich ein Konzert mit ihnen in der Schweiz abmachte... Mehr dazu erfährt ihr sicher später.
Nun war Zeit für ein wenig Unterhaltung im Sinne der Kindergeburtstage, die wir doch alle einmal feierten. Es gab den lustigen Contest „Wer kann am meisten Senf trinken ohne auf die Bühne zu kotzen?“ Das Preisgeld lag bei sensationellen 20 Mark... Mir hats zumindest Spass gemacht, zuzuschauen, wie sich 2 Kerle auf der Bühne wegen der Aussicht auf 20 Mark unzählige Male gegen das Kotzen wehrten... Hä hä für den Verlierer gabs als Trostpreis eine schöne, undurchsichtige Mülltüte.
Endgültig den Bann gebrochen hatten darauf hin Fear my thoughts aus Rheinfelden, wo mit Lisa an der Geige auch die einzige Schweizerin auf der Bühne stand. Die Mischung aus ziemlich krankem, kaputtem Emo mit Metal und Moshparts schien nicht nur mir zu gefallen. Zum ersten mal gabs einen Pit, Stagediver und alles drum und dran. Und von diesem Zeitpunkt an sollte es auch nicht mehr aufhören, bis ins neue Jahr. Nun währen eigentlich Maroon an der Reihe gewesen, doch der freundliche Kerl, der schon den Senf-Contest durchführte, teilte uns mit dass sie irgendwo steckengeblieben seien und es nicht schaffen würden. Also ging es direkt weiter mit Absidia. Von dieser Band habe ich allerdings nicht wirklich was mitbekommen, da ich mit Nahrungsaufnahme und Regeneration beschäftigt war. War sicher gut....
Nun kam etwas, dass an Krankheit nur schwer zu überbieten war. Der Stagedive-Contest bei der Heaven Shall Burn Show. Als ob Heaven Shall Burn an sich das Publikum nicht schon genug kicken würden.... Der Senf-Animator forderte uns auf, uns in Teams zu mindesten 4 Leuten zusammenzuschliessen, uns bei der „Jury“ einzutragen und uns mit einheitlichen Armbinden zu kennzeichnen. So kam es, dass ich plötzlich mit drei mir bis heute unbekannten Deutschen Edgern in einem Team war und eine XXX-Armbinde trug... sehr passend :-) Eine Jury sollte während der gesamten Show Originalität, Risiko und Anzahl der Sprünge jedes Teams bewerten. Dem Sieger winkten dann irgendwelche Preise. Mir war von Anfang an klar, dass dies zu einem einzigen Chaos führen würde, aber egal. Vom ersten Ton an waren sofort unzählige Leute auf der Bühne, die alle möglichst oft Diven wollten. Nun, die meisten lagen übereinander, auf dem Boden, hingen kopfüber im Pit und so weiter. Auf jeden Fall war es völlig unmöglich, dass da irgendwer den Überblick behalten konnte, wer nun in welches Team gehörte. Machte auch nichts, geil wars allemal. Überhaupt, Heaven Shall Burn bliessen so ziemlich alles um, was sich in dem Raum noch bewegte. Sie verfügten auch über eine ziemlich grosse Fangemeinde, die jedes Wort mitgesungen hat. Dann plötzlich die Ansage des Sängers: „So, nach dem nächsten Lied haben wir 2002, dann gibt es den ersten Circle Pit des Jahres.“ Gesagt, getan. War eine absolut geile Vorstellung, die nicht nur bei mir dazu führte, dass wir mit den Kräften am Ende waren.
Also wieder Zeit für Animation. Eigentlich hätte jeder an das Festival eine Konservendose mit irgendwelchen Esswaren bringen müssen. Die Esswaren werden in München im Rahmen eines Obdachlosenprojekts verteilt, und wir bekamen für jede Dose ein Los. Mit diesen Losen konnte man dann wiederum eine Menge Preise gewinnen, ich ging allerdings wiederum leer aus. Dafür machte die Nachricht die Runde, dass Catharsis doch noch eingetroffen waren! So kam nach der schweisstreibenden Heaven Shall Burn Show nun noch etwas besinnlicheres. Dies bezieht sich zwar keinesfalls auf die Musik, aber um so mehr auf die gesamte Show. Der Sänger hat zwischen den Liedern immer mindestens so lange zum Publikum gesprochen, wie der nachfolgende Song dauerte. Da gab es wirklich intelligente Dinge zu vernehmen. So kurz nach zwei Uhr Morgens war der Spass dann endgültig zu Ende. Aber eines ist klar: Wenn nächstes Jahr nicht etwas vergleichbares in der Schweiz stattfindet, dann wissen wir schon wo wir hin können. Einen geileren Sylvester hatte ich wohl noch nie gefeiert, wirklich nichts daran auszusetzen, ausser dass die Soundqualität nicht immer so top war wie die Bands, doch was solls?
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daNi
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