PRO-PAIN, PX-PAIN, AGAINST ALL, PREJUDICE, DESPISE

20.4.2002

Sommercasino, Basel,

Unter normalen Umständen hätte jede der 3 Schweizer Support-Acts, namentlich Despise, Prejudice und PX-Pain alleine schon Headliner sein können. Die drei zusammen wäre dann bereits ein super Package, wenn dann jedoch noch zwei Ami Bands obendrauf kommen und eine davon die NYHC-Superstars Pro-Pain sind, dann nimmt das ganze schon fast beängstigende Ausmasse an. Für uns bedeutete dies, früh da zu sein, um das ganze in geordnete Bahnen zu lenken. Glücklicherweise war die Arbeitsteilung am Konzerttag absolut perfekt; (zumindest aus unserer Sicht...) die Leute vom Sommercasino kümmerten sich um absolut alles, wir besorgten dann den Rest... Sprich, Händeschütteln ohne Ende und dreisprachig den neusten Szene Klatsch mit allen Bands austauschen. Genau so muss ein Birthday-Konzert ablaufen. Vielen Dank an dieser Stelle an Yves und seine Crew.
Die Zeit verging wie im Fluge und ehe wir uns versahen, stand plötzlich eine lange Schlange von HC Volk vor dem Eingang. Angesichts der Tatsache, dass die Türöffnung bereits um 18.30 war, doch eine kleine Überraschung. Ganz voll war das Sommercasino allerdings noch nicht, als Despise um halb Acht als erste auf die Bühne stiegen. Was dann geschah, hab ich mittlerweile schon einige Male miterlebt, es ist aber doch immer wieder erstaunlich. Da steht eine junge, noch ziemlich unbekannte Band auf der Bühne, knallt einem den derbsten Metalcore um die Birne und geht dazu auf der Bühne ab als hätten die Jungs seit dem Zeitpunkt, als sie ihre Mutter um den Hals hatten nichts anderes getan. Das Publikum reagiert ebenfalls immer gleich: Zuerst ungläubig staunend, dann verhalten kopfnickend und dann, spätestens ab ihrem obligaten No Innocent Victim – Cover, wild moshend. Genauso war es auch diesmal. Obwohl die erste von fünf Bands, obwohl unbekannt und sehr jung, obwohl erst halb acht Uhr Abends, Despise rockten die Hütte und mischten den Pit auf. Damit hatten wohl nicht alle gerechnet. Einige Leute verliessen leicht irritiert ab so viel Bewegung den Pit und machten es sich woanders gemütlich. Auch die Sommercasino Crew schien mir überrascht, dazu jedoch später mehr. Nach einer halben Stunde war der erste Teil bereits zu Ende, angesichts dessen was uns noch bevorstand, störte dies jedoch niemand. Nach 20 minütiger Umbaupause, welche einem kaum Zeit zum verschnaufen liess, stand bereits der nächste Höhepunkt an. Prejudice aus Genf verfügten auch in Basel bereits über eine solide Fan Basis, welche dafür sorgte, dass die Stimmung nie die Chance erhielt abzuflauen. Vor allem die Hits ihres neusten Albums „Between happiness and self-destruction“ waren sehr bekannt und kamen dementsprechend gut an. Allerdings merkte man klar, wer aus der Metal und wer aus der HC Szene kam. Die Metal Community konnte mit dem emotionalen New School offenbar nicht allzu viel anfangen, aber schliesslich war es auch ein HC Festival. Sänger Damien verzog sein Gesicht immer wieder zu skurilen Grimassen und machte allerlei andere seltsame Posen, die das Publikum bei guter Laune hielten. Überflüssig zu erwähnen, dass der Pit auch bei Prejudice keinen Moment still stand.
Als nächste waren Against All aus den Staaten an der Reihe. Von dieser Band hatte ich bis dahin noch nie etwas gehört. Der intelligente Leser vermutet nun aufgrund meiner suggestiven Formulierung möglicherweise, dass sich das mit besagtem Auftritt geändert hat. Hat es sich nicht, oder bestenfalls nur teilweise. Ich verpasste nämlich ihren ganzen Auftritt, weil wir zu dem Zeitpunkt mit Despise, Prejudice und weiteren Freunden backstage am Feiern waren. Zwar war das Soundgewummer von der 2 Stockwerke tiefer gelegenen Bühne natürlich ebenfalls zu hören, Review-tauglich war das Vernommene aber nicht.
Entsprechend frisch gestärkt, machten wir uns danach auf, um PX-Pain zu huldigen. Für die Zürcher war es die zweitletzte Show ihrer gemeinsamen Tour mit Pro-Pain und sie wollten es offenbar nochmals wissen. Inzwischen war das Sommercasino restlos ausverkauft, Personen mit ausgeprägtem Kontaktbedürfnis kamen also voll auf ihre Kosten. PX-Pain, die den Auftritt sichtlich zu geniessen schienen, hängten an diesem Abend die diabolische Seite raus. Angetreten waren drei von ihnen in T-Shirts mit der schönen Zahl „6“ vorne drauf, insgesamt über alle drei betrachtet, ergab sich so ein pädagogisch wertvoller Gesamteindruck. Unterstrichen wurde dies von vielen Fäusten im Pit, den Zeigefinger und den kleinen Finger abgespreizt, versteht sich. Obwohl vor allem die Songs ihrer neuen MCD je länger je mehr Nu Metal Elemente einbeziehen, war es noch immer schwergewichtig das HC Volk, das seine helle Freude an der Band hatte. Auch wenn die Basler offenbar nicht wissen, was ein Circle Pit ist. Wiederholte Aufforderungen dazu vom Sänger, wurden jedenfalls konsequent ignoriert. Trotzdem, die 45 Minuten von PX-Pain waren so energiegeladen, dass Pro-Pain danach natürlich leichtes Spiel hatten, beim endgültigen K.O.-Schlag. Die alten Rocker gingen die Sache natürlich mit einer Gelassenheit und Routine an, die einem nur nach jahrelanger Erfahrung gegeben ist. Als die Leute vom Sommercasino so langsam zum Auftritt drängten, nahmen sie die noch nicht geleerten Sekt Flaschen kurzerhand mit auf die Bühne, um dem Publikum auch etwas davon zu geben... Danach spielte die Musik. Songs aus allen Schaffensperioden, um genau zu sein. Sänger Gary wurde dabei vor der Bühne kräftig von ihrem mitgereisten französischen Fanclub, „french taste of freedom“ unterstützt. So muss es sein. In diesem Zusammenhang noch eine Anekdote zu den eingangs erwähnten Leuten des Sommercasinos vor dem Pit: Der Schlagzeuger von Despise wurde während der Pro-Pain Show allen ernstes aus dem Pit gewiesen, weil er ihrer Meinung nach zu hart abging... He he, normalerweise versucht der Veranstalter doch die Stimmung anzuheizen, oder nicht? Mir persönlich kam diese Pit-Polizei etwas seltsam vor, und ich denke ich war nicht der Einzige. Oben auf der Bühne störte das die Jungs natürlich nicht, sie boten ungeachtet von all dem eine überzeugende Darbietung, auch wenn das ganze für meinen Geschmack etwas länger hätte sein dürfen. So oder so, es war eines der besten Line-ups seit langem und sowohl Bands als auch Publikum gaben ihr Bestes zum Gelingen dieses geilen Abends. Danke allen die da waren und mit uns feierten.


By daNi

Back