DAITRO + DIM

30.12.2003

Kulturfabrik, Wetzikon




Die Franzen von DAITRO stellen wohl ein Paradebeispiel dar, was Hardcore eigentlich heisst. So war ursprünglich eine Tour mit den Italienern von Raein in deren Heimatland geplant; da ihre Sparrings-Partner nun aber leider absagen mussten, sahen sich die 5 Jungs aus Lyon gezwungen, zu Hause zu bleiben; wenn es einer Hand voll engagierten Leuten aus der Schweiz nicht gelungen wäre, ihnen 2 Auftrittsmöglichkeiten anzubieten. Die Lyonais nahmen das Angebot gerne an, und das trotz des etwas unglücklichen Umstands, dass beide Gigs im Kanton Zürich (Winterthur und Wetzikon) stattfanden. So habe auch ich vor dem Konzert in Winterthur nicht mehr in Erwägung gezogen, die Franzosen am nächsten Tag nochmals zu sehen…

Allerdings wussten sie mich im GG31 dermassen zu überzeugen, dass sie mich doch noch dazu bewegten, nach Wetzikon zu fahren. Gute Musik kommt eh genug selten in die Schweiz. Vermutlich hätte ich es auch nie mit meinem Gewissen in Einklang gebracht, wenn ich zu Hause vor dem Fernseher geblieben wäre. Schaffhausen ist ja gerade eine knappe Stunde von Wetzikon entfernt - und Lyon deren 4 (451,2 km lt. Routenplaner).

Vor den jetzt schon viel zitierten Franzosen war die Reihe aber erst an den Mid-Twens von DIM aus Zürich. Auf der Homepage der Kulti Wetzikon war zu entnehmen, dass die Jungs New School Hardcore spielten, viel mehr konnte ich über die Band auch nicht in Erfahrung bringen. Nun, eine wirkliche Meinung konnte ich zur Musik der 4 Zürcher auch nach ihrem Konzert keine bilden. Das mit dem New School Hardcore kann man so stehen lassen, vielleicht stehen die Jungs noch mit einem Bein im Melodic-Punk. Eben, würde mich jemand nach meiner Meinung zu dieser Band fragen, würde ich wohl einfach die Schultern zucken. Die Vorprogrammsgestaltung einer Band wie Good Riddance oder Sick Of It All wäre ihnen wohl besser zu Gesicht gestanden.

Wie dem auch sei, bis DAITRO ihren Auftritt hatten, konnte ich mich mit Cola und mit vom Haus spendierten Äpfeln (vielen Dank übrigens an dieser Stelle!) wieder etwas auf den Damm bringen. Güte, ich hatte einen Bärenhunger und hundemüde war ich zudem auch noch… vermutlich konnte ich u.a. auch deshalb dem Quartett von DIM nicht meine ganze Aufmerksamkeit schenken.

In der Kulti versammelten sich derweil um die 30 Leute, wovon einige wohl kaum der Bands wegen kamen… es hätten definitiv auch mehr Besucher in den gemütlichen Dachstock des ehemaligen Fabrikgebäudes gepasst, um den persönlichen Rahmen nicht zu sprengen. DAITRO haben aber trotzdem mächtig Gas gegeben und die Besucher in keinster Weise enttäuscht. Insbesondere der Drummer dürfte (nicht nur des Haarimplatats Costa Cordalis’ wegen) eine Ausnahmefigur darstellen. Mit seinem ultraschnellen Spiel gehört er zum Besten, was ich in diesem Jahr gesehen habe, einzig und allein die beiden Schlagzeuger von Forstella Ford und Mastodon hätten wohl Monsieur La Batterie in seine Schranken weisen können. Wie schon im Review zum Konzert im GG31 erwähnt spielen die Sympas gemeinhin das, was man mittlerweile als den „French Sound“ beschreiben könnte: ein klassischer Mix aus 94er Schrei-Emo, viel Noise-Rock und sphärischen Flächenparts. Die Liste frankophoner Bands, die sich desselben Rezepts verschrieben haben, ist lang (e.g. Iscariote, Impure Wilhelmina, Amanda Woodward, Gantz, Shoki…) und in der Zwischenzeit dürfte sich tatsächlich eine eigene Schublade aufgetan haben. Auffällig ist vor allem die Qualität jener Bands, auch dieser von Daitro. Auch hier in der Schweiz nimmt die Fanbasis derer Bands zusehends zu, in einen Mob aufgebrachter ViolentEmoDancers hat sich das Publikum an jenem Tag im Zürcher Oberland aber doch nicht verwandelt. Man beliess es halt bei wippendem Schenkelklopfen, was ja auch okay ist. Der Beifall fiel gutmütig am Ende des etwa halb-stündigen Sets aus, und eigentlich wollte die Band um Frontmann Julien auch eine Zugabe spielen - wenn der Verstärker nicht wieder mal streikte...

Gegen Mitternacht war dann also Schluss, der Dachstock leerte sich langsam, und ich versüsste mir die Heimfahrt mit dem selbstbetitelten Album der Mecs im CD-Player.



By Jonas

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