DE HEIDEROOSJES, SNITCH, THE NUTCUTTERS

14.4.2007

Sommercasino, Basel


Ja, endlich mal wieder Sommercasino, endlich wieder holländischer Punk der Extraklasse! Froh gelaunt und ausnahmsweise mal nicht viel zu früh ging’s los ins schöne Basel, wo man schon bald erkennen konnte, dass hier gute Musik gespielt wird. Speziell, dass auch die Zürcher von Snitch heute hier sein werden, merkte man am zum Teil sehr jungen und mehrheitlich weiblichen Publikum. Interessant, dass dies auch bei nicht-amerikanischen Bands so sein kann.

Los ging’s dann zuerst einmal mit den The Nutcutters aus Bern. Das noch recht bescheiden gefüllte Casino wurde alsbald mit wuchtigen Punk-Klängen Kalifornischer Couleur gefüllt, die mich etwas an Blink182 erinnerten! Echt cool was die drei da machten! Gut gelaunt und in Spiellaune vermochten sie es während den gut 25 Minuten ihres Auftrittes das doch noch eher zurückhaltende Publikum (irgendwie ist das Schweizer Publikum grundsätzlich zu erst einmal zurückhaltend!) schlussendlich zu Zugabe-Rufen zu animieren. Diesem Wunsch konnte mangels Zeit allerdings nicht nachgegangen werden, aber die drei Berner zeigten eindrucksvoll, dass melodischer Punkrock tatsächlich nicht zwingend aus Amiland kommen muss. Wirklich guter Auftritt!

Dann ging’s bald weiter und dass nun in Sachen Bekanntheit ganz andere Kaliber die Bretter die, die Welt bedeuten, betreten sollten war unschwer zu erkennen, daran dass es merklich enger wurde. Nicht ganz so pompös wie bei ihrer Plattentaufe im Abart vor wenigen Wochen betraten die drei Zürcher von Snitch die Bühne und legten los. Die jungen Teenies, die diese Band scheinbar verfolgen, waren außer Rand und Band und es war schon sehr spaßig, ihnen bei angetäuschtem Pogo zuzusehen! Da erinnerte man sich doch plötzlich an alte Tage seiner selbst zurück... Snitch ihrerseits gaben gewohnt auch alles und überzeugten mit ihrem energiegeladenen Sound. Zwar war die Abmischung nicht ganz perfekt, die Gitarre war viel zu leise, aber so richtig stören wollte das (außer mir) niemanden. Irgendwie hatte ich zwar den Eindruck, dass sich die Jungs mehr Resonanz seitens des Publikums gewohnt sind, aber das lag wahrscheinlich auch daran, dass wir in Basel waren und da drei Zürcher auf der Bühne waren. Aber die Musik überwindet ja bekanntlich alle Dialektgrenzen und so war das Sommercasino nach etwa 45 Minuten ordentlich durchgerockt.

Wie nicht anders zu erwarten dauerte der folgende Umbau ziemlich lange, die Holländer sind halt schon ein gemütliches Völkchen. Um ziemlich genau 23.30 ertönten dann aber auf einmal heimatliche Klänge und schönstes Holländisch Volksliedgut erfüllte den Club. Mit Vollgas legten die Heidenröschen dann aber los, mit dem Opener „What If“ ihres gerade eben erschienenen achten Albums „Chapter Eight: The Golden State“. Gut gelaunt begrüßte uns Sänger Marco auf deutsch, was immer eine Freude zum zuhören ist. Seine kleinen Sprachfehler und Dialekt sind einfach zu sympathisch! Dass HR der Headliner an diesem Abend waren wurde dann auch unmissverständlich klar, denn die Stimmung war nun besser denn je und freudiger Pogo (nun auch von älteren Semestern) war angesagt. Die Band bot uns einen Querschnitt durch ihre besten Songs und stellte dazu viele neue Songs vor. War ich bis dahin vom neuen Album noch nicht restlos begeistert, stellte sich heraus, dass die Lieder live großartig funktionierten. Die Stimmung war wirklich großartig und auch die Holländer waren gut gelaunt. Vor allem Bassist Fred viel nicht nur durch sein schniekes Outfit auf, sondern auch durch sein mehr gegrunztes als gesprochenes „Bitte sehrrr“ nach jedem zweiten Songs, fast schon ein Running Gag, zumal er dabei sehr verstört wirkte. So nahm das Konzert seinen Lauf, es folgten Wasserfontänen vom Bassiten, Asylgesuche für die Schweiz vom Sänger und hoffentlich nicht ansteckende Bakterien von Gitarrist Frank, sowie eine etwas härtere Version vom Johnny Cash Hit „Ring Of Fire“ und Lemmy von Motörhead vom Band. Mein persönliches Highlight war aber, dass endlich, nachdem ich die Band schon einige Male live gesehen hatte, nicht nur „Ik Wil Niks“ sondern auch „Lekker Belangrijk“ gespielt wurde, somit also ganze zwei Holländische Songs, dafür liebe ich diese Band besonders.

Viel zu schnell (dafür noch passend für meinen Zug) war’s dann auch wieder vorbei und wir wurden in mit „Sheena Is A Punkrocker“ in die Nacht entlassen. De Heideroosjes waren also wieder einmal mehr eine Wucht und für mich nicht zu unrecht eine der geilsten Bands, die sich so auf den Bühnen dieser Welt tummeln. Nicht zu vergessen bleiben auch die beiden wirklich starken Vorgruppen The Nutcutters und Snitch, die diesen Abend zusätzlich zu einem gelungenen machten.


Setlist Heideroosjes: What If, Psychic, We’re All Fucked Up, Scapegoat Revolution, Homesick (For A Place That Doesn’t Exist), Fistful Of Ideals, Time Is Tickling Away, I Don’t Wanna Wake Up, Ik Wil Niks, My Funeral, Nothing’s Wrong, Lekker Belangrijk, Buckle Up, Watch Me Play, Forgotten Continent, Ring Of Fire (Johnny Cash Tribut), Break The Public Peace

I’m Not Deaf I’m Just Ignoring You, Sheena Is A Punkrocker, United Scum


The Nutcutters
Snitch
De Heideroosjes

Auf lautundspitz.ch gibts Fotos vom Konzert


By David Spring

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